„Goethe war gut
Goethe war gut. Mann! Der konnte reimen! Das hat schon Rudi Carrell gewusst. Jener Rudi Carrell, der auch die Frage aufgeworfen hat, wann es einmal wieder richtig Sommer wird. Nun, am Boulevardtheater Bremen (Tabakquartier, Woltmershausen) ist der Sommer jetzt in Form der musikalischen Komödie „Was für ein Sommer!“ ausgebrochen, die das Publikum bei Premiere mit heißer Zuneigung gefeiert hat.
Ausgangspunkt der bühnenreifen Sommerfrische ist eine klassische Komödienkonstellation. Die sommerliche Leichtigkeit der von einem schön eingespielten Quartett gezeigten Handlung bildet hier eher so etwas wie einen Rahmen für ein sonniges Bühnenspektakel mit sehr viel Musik. Die Songauswahl schlägt einen gleich mehrere Generationen überspannenden Bogen von Connie Francis („Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, 1960) über Klaus Lage („1.000 und 1 Nacht“, 1984) zu Ellie Goulding („Love Me like You Do“, 2015).
„Was für ein Sommer!“ ist nach „Kann ich reinkommen?“ das zweite Stück, das Intendant Kay Kruppa im Alleingang geschrieben hat. Gut, dass er sich nicht nur auf die luftige Hülle der Rahmenhandlung verlässt, sondern den Figuren ein paar Schrullen und Eigenheiten und damit auch einen erfrischenden Hauch von Tiefe mitgegeben hat. Justin amüsiert sich stets sehr über seine eigenen Witze. Holger hat einen Putzfimmel und einen Hypochonder-Tick. Walli findet Ordnung und Sauberkeit auch ziemlich wichtig. Jackie, Deutschlehrerin, verehrt Goethe, denn der war gut. Justin, Schauspieler, hat eine Traumrolle, Mephisto in Goethes „Faust“. Goethe also hat etwas Verbindendes, etwas unverhofft Sommerliches, wer hätte das gedacht?
Regisseur Gelhart jedenfalls setzt all die Marotten und Eigenheiten der Figuren mit ökonomischer Klarheit punktgenau ein, um die Geschichte voranzutreiben. Hin und wieder sorgen stillere Momente für das nötige Gegen- oder Gleichgewicht, damit die Sache nicht ins Alberne kippt. Ein besonders berührender dieser Momente ist Wallis Version des Abba-Songs „The Winner Takes it All“: Ramona Schlenker lässt die emotionale Tiefe und auch Bitterkeit dieses Songs aufscheinen, bevor dann – natürlich – am Ende doch alles wieder gut wird.
Kaum verwunderlich also, dass Darsteller und Publikum zum Schluss praktisch eine gemeinsame Sommerparty feiern, soweit das in einem Theatersaal möglich ist.“