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Weser-Kurier: FREI UND GRENZENLOS

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Kritik des Weser-Kuriers zu "FREI UND GRENZENLOS" im Boulevardtheater Bremen

"Reise in die DDR

Das Boulevardtheater Bremen im Tabakquartier nimmt seine Besucher mit auf eine Zeitreise: Es ist das Jahr 1987, Deutschland ist noch getrennt. Das Stück "Frei und grenzenlos" erzählt anhand einzelner Schicksale davon, was viele Menschen vor der Wiedervereinigung in der DDR erleben mussten: Trennung von der Familie, eingeschränkte Freiheiten und das Gefühl, der ständigen Überwachung. Doch trotz der ersteren Thematik kommt auf der Bühne auch der Humor nicht zu kurz. 

Begleitet wird der Theaterabend von fast vergessenen Songs der 80er-Jahre: Karussells "Als ich fortging", "Halt mich" und "Keine Heimat" von Herbert Grönemeyer, "Wenn ein Mensch lebt" von den Puhdys, "Meine eigenen Wege" von Heinz Rudolf Kunze und vielen weiteren. Die stimmungsgebende Melodie des Abends: Westernhagens "Freiheit". Die Musik (musikalische Leitung: Kevin und Patrick Kuhlmann) kommt live von der Theaterband. Ein toller Kniff: Den Bühnenhintergrund ziert ein Stück der bunt besprayten Berliner Mauer. In der Mitte der Mauer bleiben ein paar schwarze Felder, die bei kleinen Umbaupausen dank der richtigen Beleuchtung den Blick auf die Band freigeben, die im Hintergrund die gesungenen Stücke begleitet. Die tolle Drehbühne des Theaters kommt bei diesem Stück endlich mal so richtig zum Einsatz. Die Bühne ist mal Buchladen, mal Wohnzimmer von Lukas und Heike, mal Strand am Badesee, mal Grenzübergang.

Fazit: Kay Kruppa und Frank Pinkus haben mit "Frei und grenzenlos" eine nicht nur heitere Thematik in jede Menge Musik und Leichtigkeit gewickelt. Das von Kruppa inszenierte Stück zeigt wunderbar, dass Boulevardtheater auch Tiefgang haben, den Leuten vielleicht sogar etwas beibringen und dabei trotzdem lustig sein kann – dass das eine das andere nicht ausschließt. Historische Bilder rund um den Mauerfall, die zum Ende des Abends noch über die Bühne flackern, sorgen für die richtige Mischung aus Nostalgie und Gänsehaut zum Abschluss. Auf dem Heimweg ist es vor allem die Melodie von Westernhagens "Freiheit", die noch lange nachhallt. Denn die, das weiß spätestens nach diesem Abend jeder, ist das Einzige, was zählt. Damals ebenso wie heute."

(Weser-Kurier, 27.09.25)