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Weser-Kurier: VON MA(I)L ZU MA(I)L

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Kritik des Weser-Kuriers zu VON MA(I)L ZU MA(I)L im Boulevardtheater Bremen

"Zwei Brüder, eine Frau

Das Boulevardtheater Bremen präsentiert die turbulente Beziehungskomödie "Von Ma(i)| zu Ma(i)l". Beide Männer verlieben sich in Nina, und auch sie ist sich nach einer gemeinsamen Zeit mit Knut nicht mehr ganz so sicher, ob Mark nicht vielleicht doch der Interessantere ist. Der Clou: Am Ende des Abends darf das Theaterpublikum entscheiden, ob Nina lieber Mark, Knut, beide Männer oder keinen an ihrer Seite behalten soll.

Man sieht Emmerich, Kopmann und Wyder an, dass sie Spaß haben am Spiel in dieser völlig überdrehten Beziehungskomödie. Emmerich gibt eine gut gelaunte Nina, die sich nach der großen Liebe sehnt, sich aber nicht ganz sicher ist, wie man sie erkennt. Sowohl Kopmann als auch Wyder geben in "Von Ma(i)l zu Ma(i)l" ihren Einstand am Boulevardtheater Bremen - und der gelingt. Kopmann spielt seinen Knut mit der richtigen Mischung aus Arroganz und Unsicherheit; Wyder ist als jüngerer, etwas tollpatschiger und kindischer Bruder der ideale Gegenpart.

Inszeniert wurde das Stück von Marco Linke. Lisa Dittus und Thomas Haack zeichnen für das für Boulevardtheater-Verhältnisse ungewöhnlich minimalistische Bühnenbild verantwortlich. Die meiste Zeit besteht es nur aus drei kleinen farbigen Inseln, die die einzelnen Figuren beim Chatten in ihrem jeweiligen Zuhause zeigen: Knut an einem kleinen Schreibtisch, Mark in einem roten Ohrensessel und Nina auf ihrem Bett. Ansonsten sind es nur kleine Utensilien, die die Szenenwechsel ermöglichen: Hier mal ein Stadionzaun, dort ein Baum und eine Bank und nicht zu vergessen: das kleine selbst gebaute Auto, das am Theater bereits bei "Die Fete endet nie" zum Einsatz kam und im Publikum für Lacher sorgte.

Einigen eingefleischten Bremer Theatergängern könnte die Geschichte bekannt vorgekommen sein - und das hat Gründe, wie Theaterleiter Kay Kruppa vor der Premiere im Foyer verrät: Bereits vor 24 Jahren spielte er (in der Rolle des Knuts) das Stück gemeinsam mit Heidi Jürgens und Stefan Schneider im Packhaustheater. Dort lernte er seinen langjährigen Freund und Kollegen Frank Pinkus kennen, den 2021 kurz vor der Eröffnung des Boulevardtheaters überraschend verstorbenen Dramaturgen, Schauspieler, Regisseur und Autor. Schon lange habe er davon geträumt, das Stück noch einmal in Bremen auf die Bühne zu bringen, so Kruppa. Nun war es soweit, und sogar seine frühere Schauspielkollegin Jürgens, die aktuell in "Harry Potter und das verwunschene Kind" in Hamburg auf der Bühne zu erleben ist, kam zur Premiere in der vergangenen Woche vorbei.

Ganz nebenbei: Das Premierenpublikum entschied sich am Ende dafür, dass Nina einfach weiterhin beide Männer treffen soll. Eine Entscheidung, mit der sich die junge Frau im Gegensatz zu den beiden Brüdern durchaus zufrieden zeigte."

(Weser-Kurier, 09.07.24)